Marien Hospital Herne - Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis)
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Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis)

Die Steifbeinfistel, fachsprachlich Sinus pilonidalis, ist eine häufig auftretende Erkrankung der Gesäßzwischenfalte (Rima ani). In Deutschland leiden etwa 26 von 100.000 Einwohnern unter Steifbeinfisteln. Vor allem junge Männer und Frauen sind betroffen. Eine genaue Ursache der Erkrankung ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man geht davon aus, dass sich kleine Haarfollikel (Strukturen, die die Haarwurzel umgeben) unter der Haut entzünden und einen Abszess bilden. Diese heilen ab, in dem sie sich über eine Hautöffnung entleeren. Über diese gelangen wiederrum abgefallene Körperhaare in die Haut und werden aufgrund der Ausrichtung der Haarschuppen, die wie kleine Widerhaken wirken, in die Tiefe gedrückt. Es bildet sich eine Fistel, die sich mit Schleimhaut auskleidet und daher nicht mehr abheilt. Es kommt zu immer wieder auftretenden Entzündungen, Abszessbildungen und chronischen Sekretionen, also einer chronischen Fistelbildung.

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) – Symptome

Die Beschwerden von Steißbeinfisteln sind abhängig von der Ausprägung und unterscheiden sich dementsprechend vom Erscheinungsbild. Die asymptomatische Form ist durch einen oder mehrere reizlose Gänge in der Gesäßzwischenfalte gekennzeichnet und wird nur zufällig entdeckt. Die akute Form tritt als Pilonidalabszess auf, also als eine Fistel, die durch eine Entzündung oberhalb der Gesäßzwischenfalte entsteht und macht sich durch Schwellung und Schmerzen bemerkbar. Im chronischen Stadium leiden die Patienten unter permanenten oder wiederkehrenden Absonderungen von serös-eitrigen Flüssigkeiten aus den Gängen. Es können auch immer wiederkehrende Abszesse auftreten.

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) – Diagnose

Die Steißbeinfistel wird mittels einer Blickdiagnose erkannt. Außerdem wird auch eine Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) durchgeführt. Selten sind Schnittbilduntersuchungen oder eine Ultraschalldiagnostik notwendig.

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) – Behandlung

Eine Steißbeinfistel heilt durch konservative Behandlungsmaßnahmen eher selten ab. Deshalb wird eine operative Behandlungsmethode empfohlen.
Es existieren verschiedene Therapieverfahren, die sowohl bei der Fistelbildung an der Analrinne (Pilonidalsinus) als auch bei der Fistelbehandlung der Steißbeinfistel zur Anwendung kommen. Alternativ zur Entfernung und sekundären Wundbehandlung, die mehrere Wochen der Wundheilung in Anspruch nimmt, gibt es Verfahren, bei denen der Wunddefekt unmittelbar plastisch abgedeckt wird. Diese Versorgung erfolgt im Sinne der Limberg´schen Rautenplastik oder der Karydakis-Plastik.

Außerdem wird bei unkomplizierten Fällen die Durchführung eines minimal-invasiven OP-Verfahrens – der sogenannten Pit picking-Methode empfohlen. Hierbei werden die mit Epithel ausgekleideten Fistelöffnungen („pits“) über eine Strecke von wenigen Millimetern ausgeschnitten („herausgepickt“) und ein 1-2 Zentimeter langer Einschnitt zur Entlastung der Abszesshöhle durchgeführt. Alternativ ist eine Behandlung mit einem Laser möglich. Diese Behandlung erfolgt unter Narkose. Der Vorteil einer Laserbehandlung liegt unter anderem darin, dass die Wundfläche klein gehalten wird und diese Therapieform bei nichtansprechen oft wiederholt werden kann.

Sollte eine ausgeprägte Steißbeinfistel vorliegen oder ein Rückfall erlitten werden, ist abhängig vom Befund und Wunsch des Patienten eine operative Entfernung oder ein plastischer Verschluss mit einer Methode nach Karydakis und Limberg möglich.

Dies wird individuell mit dem Patienten besprochen.

Entfernung des Gewebes

Sollte es zu einer Wiedererkrankung oder zur Ausbildung eines Abszesses kommen, wird die erweiterte Entfernung des Gewebes (Exzision) mit anschließender sekundärer Wundheilung empfohlen. Dies bedeutet eine Heilung offene der Wunde von innen nach außen. Ein erneutes Auftreten von Steißbeinfisteln ist dann sehr selten.

Entfernung des Gewebes nach Karydakis und Limberg

In ausgewählten Fällen kann bei einem ausgeprägten Abzess eine Entfernung des Gewebes mit plastisch rekonstruktiven Verschluss erfolgen. Mit der Karydakis-Methode wird die Wundfläche verschoben und verschlossen, sodass eine offene Wundbehandlung nicht notwendig ist. Die Kontur des Gesäßes wird dadurch nur gering verändert.

Ein alternatives Verfahren bildet die Limberg-Rautenplastik. Diese wird bei mehrfach voroperierten Patienten angewendet, die aufgrund des Narbenbildes bereits schmerzhafte Veränderungen aufweisen. Hierbei wird die erkrankte Haut und Unterhaut durch gesunde Gesäßhaut und Unterhautfettgewebe ersetzt. Wiedererkrankungen (Rezidive) treten nur vereinzelt auf.

Fadendrainage (Gummi-Loop)

Bei der Fadendrainage wird ein „Faden“ durch den Fistelgang gezogen und außen verknotet. Als Material kommt in der Regel ein Kunststoffzügel („Vessel-Loop“) in Frage. Die wichtigste Funktion der Fadendrainage liegt in der Vorbereitung der Fistel vor einer späteren Operation, wenn im Rahmen einer Abszessoperation eine eindeutige Fistel nachgewiesen wurde.

Entscheidend ist eine vom erfahrenen Enddarmspezialisten (Proktologen) auf den individuellen Befund abgestimmte Behandlungsmethode und Nachbehandlung. Die Erkrankung ist nicht lebensbedrohlich. Sie kann aber einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität und den beruflichen und privaten Alltag des Patienten haben.

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