Marien Hospital Herne - Stuhlinkontinenz
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Marien Hospital Herne
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Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bezeichnet den ungewollten Abgang von Stuhl und die fehlende Fähigkeit, seinen Stuhlgang oder Winde kontrolliert zurückzuhalten. Die Ausprägung der Stuhlinkontinenz und der psychische Druck, der auf den Patienten lastet, können stark variieren.

Stuhlinkontinenz – Ursachen

Ursachen der Stuhlinkontinenz sind sehr vielfältig. Sie reichen von Nervenkrankheiten wie beispielsweise Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose, über erworbene Ursachen wie beispielsweise nach Traumata über Motilitätsstörungen des Darmes, chronischer Einnahme von Weichmachern, Infektionen, gestörte Reservoir Funktion des Mastdarmes, strahlenbedingte anatomische Veränderungen, bis hin zu Schließmuskelfunktionsstörungen.

Stuhlinkontinenz – Symptome

Stuhlinkontinenz wird nach den Rom-Kriterien als permanenter oder wiederkehrender, unkontrollierter Stuhlgang (>10ml) für mindestens einen Monat bei Patienten, die älter als drei Jahre sind, beschrieben.

Passive Inkontinenz

Unkontrollierter und unbemerkter Abgang von Stuhl, oft mit Verschmutzung der Unterwäsche

Dranginkontinenz

Verkürzte Vorwarnzeit bis zum Aufsuchen der Toilette

leichte Inkontinenzformen/

Überlaufinkontinenz

Stuhlschmieren bei einem Schleimhaut- und Rektumvorfall

 

Pseudo-Kontinenzstörung

Ausfluss aus Analfistel, Analfissur oder Schleimhaut- und Rektumvorfall

Stuhlinkontinenz wird nach drei Graden unterschieden:

  • Grad 1: Winde werden nicht zurückgehalten
  • Grad 2: Flüssiger Stuhl wird nicht zurückgehalten
  • Grad 3: Normaler Stuhl wird nicht zurückgehalten

Darüber zu sprechen, ist den Betroffenen oftmals sehr unangenehm. Daher leben viele Menschen meist jahrelang mit solchen Problemen, ohne sich jemandem mitzuteilen. Außerdem reden viele Betroffene selten mit einem Arzt über ihre Symptome, sodass die tatsächliche Anzahl derer, die an Darmschwäche leiden, nicht bekannt ist. Es kommt jedoch häufiger vor, als vermutet.

Stuhlinkontinenz – Diagnose

Neben der Dokumentation der Krankheitsgeschichte (Anamnese) steht eine große Auswahl an Untersuchungsverfahren zur Verfügung. Welches dieser Verfahren zum Einsatz kommt, wird im Einzelfall entschieden:

  • Analmanometrie
  • B-Bildsonographie
  • Doppler-Endosonograpie
  • 3-D-Endosonographie
  • MRT-Defäkographie
  • Rö-Defäkographie
  • Kolon-KE
  • Video-Proktoskopie
  • Video-Rektoskopie
  • Video-Sigmoidoskopie

Stuhlinkontinenz – Behandlung

Je nach Ursache und Grad der Stuhlinkontinenz bietet die Klinik ein breites Spektrum an verschiedenen konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten an.

Konservative Maßnahmen

Individuelle Therapiepläne

Als konservative Maßnahmen werden individuelle Therapiepläne erstellt. Diese beinhalten unter anderem eine Ernährungsberatung, Verhaltenstraining, Toilettentraining, Sport und körperliche Aktivität, Beckenbodentraining und Elektrostimulation. Ein gezieltes Training der Schließmuskulatur kann eine Verbesserung der Situation hervorrufen.

Muskeltraining und Elektrofeedback

Ist eine neurologische Ursache verantwortlich für die Stuhlinkontinenz, empfiehlt sich oftmals ein Muskeltraining oder Elektrofeedback. So werden die Muskeln schonend trainiert. Eine Operation ist meist nicht notwendig. Die Elektrostimulation erfolgt mit niedrig- oder mittelfrequentem Strom für 20 Minuten am Tag.

Biofeedback

Beim Biofeedback lernt der Patient, seine Schließmuskelspannung bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Nach Platzieren eines kleinen Ballons im Analkanal spannt der Patient den Schließmuskel an. Über ein Signal wird angezeigt, wenn ein bestimmter Kneifdruck erreicht ist.

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapien und Patientenschulungen, insbesondere für Toilettenverhalten und Entleerungstechniken, wie beispielsweise das Pressen bei der Blasen- und Darmentleerung zu unterlassen oder das Hüftgelenk bei gut aufgestützten Füßen um 90 Grad anzuwinkeln, gehören ebenfalls zu den konservativen Behandlungsverfahren.

Quellmittel

Auch Quellmittel können die Konsistenz des Stuhlgangs festigen. Das Quellmittel wird zusammen mit der Nahrung aufgenommen und quillt im Magen und Darm auf. Es bindet Wasser und führt in niedrigen Dosen zu weichem Stuhl und in höheren Dosen zu Stuhleindickung.

Operative Behandlung

MR-Defäkografie

Sollten die konservativen Verfahren zu keinem Erfolg führen, muss eine weiterführende Diagnostik durchgeführt werden. In der Regel ist hierfür eine MR-Defäkografie notwendig. Hierbei wird ein spezielles Kontrastmittel über den After eingeführt, um den Ablauf der Stuhlentleerung darzustellen. Diese dynamische Untersuchung hilft, die Problematik der Stuhlentleerung besser einzugrenzen.

Bauchspiegelung (Laparoskopie)

Je nach Befund ist eine Operation eine Möglichkeit, die Entleerungsstörung zu beheben. Die Operation umfasst verschiedene Techniken, die entweder in der Gegend rund um den Anus (perianal) oder durch den Anus (peranal) durchgeführt werden. Auch die Bauchspiegelung (Laparoskopie) zählt zu den Operationstechniken, bei denen es das Ziel ist, den Darm zu raffen. (Lifting des Enddarms).

Sakralnervenmodulation

Neben den vielfältigen perianalen und peranalen sowie laparoskopischen Operationstechniken zur Verbesserung der Stuhlinkontinenz, setzt die Klinik außerdem gezielt die Sakralnervenmodulation ein. Bei diesem Behandlungsverfahren kann durch schwache elektronische Impulse an den sakralen Spinalnerven im unteren Rückenmark die natürliche Funktionalität der Blase und auch des (End-) Darms wiederhergestellt werden. Hierfür wird ein Implantat eingesetzt. Dieses Implantat ist mit einem Herzschrittmacher vergleichbar.

Darmspülung

Bei der antergraden Spülung wird der komplette Darm ausgespült. Hierfür ist eine kleine Operation mit Anlage eines vorrübergehenden künstlichen Darmausgangs notwendig.

Künstlicher Darmausgang (Stoma)

Sollte der Patient auf keine der oben genannten Behandlungen ansprechen, kann die Anlage eines permanenten künstlichen Darmausgangs, dem sogenannten Stoma, Abhilfe schaffen. In vielen Fällen kann ein künstlicher Darmausgang bei pflegebedürftigen Patienten mit hochgradiger Stuhlinkontinenz die Pflegesituation erleichtern.

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