Etwa 15-20 Prozent der Bevölkerung sind von Gallensteinen betroffen. Die meisten Menschen leben jedoch mit ihnen, ohne dass es zu Komplikationen kommt. Ärzte sprechen erst von einer Gallensteinerkrankung, sobald Beschwerden auftreten.
Gallensteine entstehen in der Regel aus dem Blutfett Cholesterin. Dieses befindet sich natürlicherweise in der Gallenflüssigkeit, die der Körper für die Fettverdauung benötigt. Wenn die Leber zu viel Cholesterin ausschüttet und dadurch die Gallenflüssigkeit übersättigt wird, kann das Cholesterin kristallisieren. Diese Cholesterinkristalle, oder auch Gallensteine, können sich in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) oder in den Gallengängen (Choledocholithiasis) sammeln. Dort können sie die Mündung in den Zwölffingerdarm verstopfen. Auch die Vater-Ampulle, die Verbindungsstelle zwischen Hauptgallengang und Bauchspeicheldrüsengang, kann durch Gallensteine blockiert werden. Die Größe der Steine unterscheidet sich – wenige Millimeter bis hin zu mehreren Zentimetern sind möglich.
Die Abbildung zeigt einen Querschnitt der Gallenblase sowie weitere Organe des Oberbauchs, die mit der Gallenblase in Verbindung stehen.
Gallensteine gibt es in unterschiedlichen Größen. Es handelt sich bei ihnen um Kristalle, die entstehen, wenn sich in der Gallenflüssigkeit zu viel Cholesterin sammelt. Kristallisiert das Cholesterin, sprechen Ärzte von einem Gallenstein.
Es gibt einige Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Gallensteinen erhöhen können.
Dazu können genetische Faktoren zählen, die zum Beispiel den Cholesterinstoffwechsel stören können. Auch das Geschlecht kann eine Rolle spielen. Frauen sind von Gallensteinen häufiger betroffen als Männer – die Ausschüttung des Sexualhormons Östrogen (zum Beispiel während einer Schwangerschaft) oder die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel, wie der Pille, können das Risiko für Gallensteine erhöhen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, dass die Gallenflüssigkeit nicht mehr effektiv ausgeschieden wird. Die Gallenflüssigkeit kann verdicken und die Fähigkeit zur Verarbeitung von Cholesterin abnehmen. Auch die Muskulatur der Gallenblase kann im Alter geschwächt sein. Ein weiterer Risikofaktor für die Bildung von Gallensteinen ist eine unausgewogene Ernährung. Ist die Ernährung fettreich und gleichzeitig ballaststoffarm, bringt sie Cholesterin und Gallensäure aus dem Gleichgewicht – ein Risikofaktor für Gallensteine.
Gallensteine können verschiedene Bereiche in und rund um die Gallenblase verstopfen. Die Folge können schmerzhafte Symptome und gefährliche Folgeerkrankungen sein.
Sind die Gallenwege durch Gallensteine verstopft (Choledocholithiasis), kann dies zu verschiedenen Komplikationen führen. Auch das Vorhandensein von Steinen in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) kann zu Symptomen führen. Treten krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch auf, sprechen Ärzte von Gallenkoliken. Häufig breiten sich die Schmerzen über den gesamten Bauchraum aus und können in den Rücken oder Schulterbereich ausstrahlen.
Wird durch eine Verstopfung die Gallenflüssigkeit daran gehindert, aus den Gallengängen abzufließen, kann es außerdem zu einer bakteriellen Infektion der Gallengänge (Cholangitis) kommen. Die Gallensteine können auch den Hauptgang der Bauchspeicheldrüse verstopfen und eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen. Außerdem kann sich durch den Gallestau die Infektion auf die Gallenblase übertragen. In diesem Fall liegt eine akute Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) vor. Es können sich auch Abszesse in der Gallenblase bilden oder Löcher in der Gallenblasenwand. Dadurch kann die Gallenflüssigkeit in den Bauchraum austreten. Die Folgen können lebensbedrohliche Erkrankungen wie eine Blutvergiftung und eine Bauchfellentzündung sein.
Folgende Symptome können auf eine Gallenblasen- oder Gallenganginfektion hinweisen:
• Schmerzen im rechten Oberbauch
• Fieber
• Schüttelfrost
• Gelbsucht
• Übelkeit
• Erbrechen
Liegt der Verdacht auf Gallensteine vor, wird in der Regel zunächst eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs durchgeführt. Dadurch kann ein Arzt Gallensteine in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) sowie in den Gallengängen (Choledocholithiasis) feststellen. Auch eine mögliche Erweiterung des Gallenganges als Hinweis auf eine Abflußstörung kann so diagnostiziert werden. Außerdem kann der Arzt den Zustand der Gallenblasenwand beurteilen.
Im Falle einer ödematösen Schichtung der Gallenblasenwand in Kombination mit erhöhten Entzündungswerten im Blut wird die Diagnose einer akuten Entzündung der Gallenblase gestellt (Cholezystitis). Je nachdem, welche Beschwerden genau vorliegen, kann der Einsatz von weiteren bildgebenden Verfahren (zum Beispiel einer Computertomographie) notwendig werden. Die Diagnose findet interdisziplinär zwischen Chirurgen und Gastroenterologen statt.
Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, um Gallensteine zu behandeln und die damit verbundenen Schmerzen dauerhaft zu lindern. Bei der Wahl der Behandlungsmethode berücksichtigt der behandelnde Arzt mehrere Faktoren. Dazu gehören die Größe und Lage der Gallensteine sowie die Stärke von Symptomen wie Schmerzen oder Entzündungen. Außerdem werden das Risiko für Komplikationen sowie die allgemeine Gesundheit des Patienten in Betracht gezogen. Zu den verschiedenen Behandlungsmethoden gehören die konservative Therapie mit Medikamenten, die endoskopische Therapie und die Operation (minimal invasiv laparoskopisch oder offen). In einigen Fällen kann zunächst mit Medikamenten gearbeitet werden. Bei regelmäßig wiederkehrenden Beschwerden sollte ein minimal-invasiver Eingriff planbar durchgeführt werden.
Schmerzmittel (Analgetika, NSAR) oder krampflösende Medikamente (Spasmolytika) können zumindest vorübergehend gegen leichte bis mittlere Beschwerden helfen. Die Gallensteine bleiben jedoch weiter im Körper, sodass es immer wieder zu Beschwerden und Koliken kommen kann. Es kann auch notwendig sein, vorübergehend die Nahrungsaufnahme einzuschränken und einen Ernährungsplan aufzustellen.
Liegt ein Verdacht auf eine bakterielle Infektion in den Gallengängen (Cholangitis) vor, können durch den Arzt auch Antibiotika verordnet werden. Unterstützend dazu wird beim Vorliegen einer Abflußstörung in den Gallengängen (Choledocholithiasis) oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung die endoskopische Therapie durch die Gastroenterologen durchgeführt. Diese beinhaltert die Endosonographie (Ultraschall durch den Magen) und die ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) als Standardverfahren. Bei der letzten werden Steine aus den Gallengängen effizient, schnell und schonend entfernt.
Liegen Anzeichen auf eine Blutvergiftung oder eine akute Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) vor, ist eine Operation dringend oder notfallmäßig erforderlich. Antibiotika werden in diesem Fall oft unterstützend eingesetzt.
Muss die Gallenblase operativ entfernt werden, wird die Operation in den meisten Fällen minimal-invasiv laparoskopisch mittels kleiner Schnitte in die Bauchdecke („Schlüsselloch“-Chirurgie) durchgeführt. Nur selten muss ein großer Bauchschnitt gesetzt werden.
Während der Operation befindet sich der Patient in Vollnarkose. Der Arzt führt mehrere dünne Röhrchen über die kleinen Schnitte in die Bauchdecke ein. Darin befinden sich kleine Instrumente, mit denen der Chirurg die Gallenblase inklusive Steine schonend entfernt. Dieser Eingriff wird auch Laparoskopie genannt.
So läuft eine minimal-invasive OP ab, bei der die Gallenblase entfernt wird: Zunächst werden mehrere kleine Schnitte im oberen Bauchraum gesetzt. Der Arzt führt über die kleinen Öffnungen mehrere röhrchen-artige Instrumente ein, mit denen er die Gallenblase schonend entfernen kann. Nach der OP erholt sich der Patient recht schnell.
Folgende Übersicht zeigt die mögliche Behandlungsansätze kurz zusammengefasst:
Therapiemaßnahme | Vorgehensweise |
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Konservative Therapie bei Patienten mit kaum oder wenig Symptomen | Einige Fälle können ohne operative Eingriffe behandelt werden. |
Endoskopische Therapie (Endosonographie, ERCP) bei CHoledocholitihiasis) | Arzt führt Endoskop durch den Mund in den Zwölffingerdarm ein und entfernt die Gallensteine aus den Gallengängen. |
Laparoskopische Cholezystektomie bei Cholezystektomie / Cholezystitis | Minimal-invasive Operation. |
Offene Cholezystektomie | Sehr selten: Diese offene Operation erfolgt nur, wenn ein minimal-invasiver Eingriff nicht möglich ist (z.B. multipel voroperierte Patienten oder starke Verwachsungen). |