Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das sich im Halsbereich befindet. Sie produziert Hormone und ist damit für viele lebenswichtige Stoffwechselprozesse im Körper verantwortlich. Die Schilddrüsenhormone sind für den Stoffwechsel, den Kreislauf, das Wachstum, den Energiehaushalt und das psychische Wohlbefinden mitverantwortlich. Die Hormone werden aus Jod und Eiweiß produziert. Der menschliche Körper kann Jod jedoch nicht selbst produzieren und muss es daher über die Nahrung aufnehmen. Bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu viel von den Schilddrüsenhormonen Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Die Folge: eine krankhafte Steigerung des Stoffwechselprozesses im gesamten Körper.
In mehr als 95 % der Fälle sind die Erkrankung Morbus Basedow oder die funktionelle Autonomie Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion.
Morbus Basedow | Morbus Basedow tritt eher bei jüngeren Personen auf und ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen die eigene Schilddrüse gebildet werden. Hierbei stimulieren die Antikörper hormonbildende Zellen. So entsteht eine Überproduktion an Hormonen, die ins Blut abgegeben werden. Die Stoffwechselprozesse laufen dann auf Hochtouren. |
Funktionelle Autonomie | Bei der funktionellen Autonomie bilden Teile des Schilddrüsengewebes selbstständig Hormone. Die sogenannten autonomen Areale unterliegen damit nicht mehr der Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Die Hormone werden vollkommen unabhängig vom tatsächlichen Bedarf produziert und freigesetzt. Das autonome Schilddrüsengewebe kann unregelmäßig verbreitet sein oder in mehreren sogenannten „heißen Knoten“ vorliegen. Die funktionelle Autonomie kommt eher bei älteren Patienten vor. |
Heiße Knoten in der Schilddrüse: Diese Bereiche sind bei einer Schilddrüsenüberfunktion besonders aktiv.
Die Schilddrüsenüberfunktion kann zu einer Vielzahl an Symptomen führen:
Die Schilderungen des Patienten geben dem Arzt bereits Hinweise auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen und eine Schilddrüsenszintigraphie geben weiteren Aufschluss auf die Erkrankung.
Bei einer Blutuntersuchung wird der TSH-Wert im Blut bestimmt. Das Hormon TSH wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und ist für die Steuerung und Produktion von Schilddrüsenhormonen zuständig. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse liegt der TSH-Wert meist unterhalb des Normbereichs, während die Schilddrüsenhormonwerte im Blut erhöht oder noch normal sind. Ist der TSH-Wert normal, ist eine Überfunktion der Schilddrüse fast ausgeschlossen.
Durch eine Ultraschalluntersuchung sind die Größe und Struktur der Schilddrüse erkennbar. Zudem können unter Ultraschallkontrolle ggf. Gewebeproben im Rahmen einer Biopsie entnommen werden.
Die Schilddrüsenszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Methode. Dabei wird gemessen wie aktiv die Schilddrüse ist und wie stark die einzelnen Bereiche Jod aufnehmen können. Jod ist fester Bestandteil der Schilddrüse und für die Bildung von Hormonen notwendig. Bei der Szintigraphie wird radioaktives Jod verwendet. Die Radioaktivität ist nur sehr gering dosiert und stellt keine gesundheitliche Gefahr dar. Das Jod sendet Gamma-Strahlungen aus, die durch eine Gamma-Kamera festgehalten werden können. So zeigt sich, wie viel Jod die einzelnen Bereiche der Schilddrüse aufnehmen, was meist mit der Produktion an Schilddrüsenhormonen gleichzusetzen ist. Bei einer Überfunktion nehmen entweder die ganze Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche ("heiße Knoten") das radioaktive Jod verstärkt auf. Die Schilddrüsenszintigrafie erfolgt im Institut für Diagnostische, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des Marien Hospital Herne.
Zusätzliche Untersuchungen
In einzelfällen wird eine Computertomografie (CT) des Halses, eine Farbultraschalluntersuchung der Schilddrüse oder Röntgenaufnahmen der Luftröhre gemacht, um weiteren Aufschluss über Ursache und Ausmaß der Schilddrüsenüberfunktion zu geben.
Morbus Basedow verheilt in einigen Fällen von selbst. Bis zum Abklingen der Symptome der Schilddrüsenüberfunktion kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Allerdings ist beim Morbus Basedow die Rückfallquote mit etwa 50 % hoch. In diesem Fall kommen andere Therapieformen wie eine Operation oder die Behandlung mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie) zum Einsatz.
Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion hemmen, können auch die Symptome einer funktionellen Autonomie lindern. Allerdings werden die autonomen Regionen durch eine solche Therapie nicht beseitigt, weshalb Medikamente hier meist nur als Überbrückung in der Zeit bis zu einer Radiojodtherapie oder einer Operation dienen.
Die Einnahme von Schilddrüsenblockern ist die bei der Schilddrüsenüberfunktion übliche Behandlung. Erst wenn diese nicht anschlägt, sind weitere Maßnahmen erforderlich.
Bei der Radiojodtherapie nehmen Patienten radioaktives Jod ein. Die Schilddrüsenzellen, die zu viele Hormone produzieren, nehmen das radioaktive Jod vermehrt auf und werden zerstört. Bei der Morbus Basedow sind alle Zellen von der Zerstörung betroffen, bei der funktionellen Autonomie werden insbesondere die knotigen, erkrankten Bereiche zerstört. Da Patienten während der Behandlung auch radioaktives Jod ausscheiden, sie isoliert untergebracht. Dieses Verfahren wird insbesondere bei Patienten mit nur mäßig vergrößerter Schilddrüse angewandt. Folgeerscheinung der Radiojodtherapie ist oft eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese Form der Schilddrüsenerkrankung kann allerdings mit Schilddrüsenhormonen in Tablettenform behandelt werden. Die Einnahme erfolgt allerdings lebenslang.
Bei der Radiojodtherapie nehmen Patienten radioaktives Jod ein.
Wenn die Schilddrüse auf die Luftröhre drückt oder zahlreiche Knoten mit einer stark erhöhten Produktion von Hormonen nachgewiesen werden, kann eine Operation der Schilddrüse nötig sein. Auch bei Tumoren oder wenn eine schnelle Normalisierung des Hormonhaushaltes erforderlich ist, ist eine Schilddrüsenoperation ratsam. Nach einer Operation normalisiert sich die Produktion der Hormone meist wieder. Um das Schilddrüsengewebe unter Kontrolle zu halten, muss der Patient nach einer Operation Schilddrüsenhormone und Jod einnehmen.