Bei der PIPAC-Therapie (Pressurized Intra Peritoneal Aerosol Chemotherapy) handelt es sich um ein innovatives Verfahren zur Behandlung von Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose). Die PIPAC-Therapie wurde von einem interdisziplinären Team aus Ärzten der Klinik für Chirurgie, der Klinik für Frauenheilkunde und der Medizinischen Klinik III – Hämatologie/Onkologie des Marien Hospital Herne entwickelt.
Das Verfahren kommt in der Regel bei Patienten zum Einsatz, die als nicht mehr heilbar gelten und nicht für eine andere Operation in Frage kommen. Es wird in der Regel mit einer systemischen Chemotherapie kombiniert. So kann doch in vielen Fällen der Bauchfellkrebs mit diesem Verfahren zurückgedrängt und den Patienten Lebenszeit und -qualität zurückgegeben werden. Es handelt sich also nicht um ein heilendes, sondern ein palliatives Verfahren, das Patienten in der letzten Phase ihrer Erkrankung helfen kann.
Bei der PIPAC-Therapie werden die Medikamente, sogenannte Chemotherapeutika, unter Druck gezielt in die Bauchhöhle eingeführt, um die Krebsgeschwüre direkt zu erreichen und zurückzudrängen. Der übliche Weg der Medikamente über den Blutkreislauf bewirkt bei Bauchfellkrebs oft kein ausreichendes Eindringen in das befallene Gewebe. Dies ist der Ansatzpunkt der PIPAC-Therapie: Durch Druck kann das Medikament mit PIPAC in jeden Winkel der Bauchhöhle gelangen und dringt zusätzlich tiefer in das Tumorgewebe ein.
Durch das Verdampfen des Aerols verteilt sich das Medikament im Bauch- oder Brustraum wie ein Gas und erreicht somit selbst kleinste Stellen. So wird die Wirksamkeit des Medikaments gesteigert. Der starke Druck, mit dem das Medikament verteilt wird, sorgt zudem für ein tiefes Eindringen in das vom Krebs befallene Gewebe. Ein weiterer Vorteil der PIPAC-Therapie liegt zudem darin, dass durch den hohen Druck niedrigere Dosen des Medikaments benötigt werden.
Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv, die notwendigen Instrumente werden über zwei sehr kleine Schnitte in den Bauch eingeführt. Während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder Brustkorbspiegelung (Thoraskopie) wird über eine spezielle Düse ein Medikament zur Hemmung des Zellwachstums, ein Zytostatikum, als Aerosol unter Druck in den Bauchraum eingebracht. Aerosole sind Gemische aus flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas.
Das Vernebeln des Aerosols im Bauchraum dauert ca. 30 Minuten und wird in der Regel dreimal im Abstand von 6 Wochen wiederholt werden, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Die Therapie wird von den Patienten in der Regel gut vertragen und es gibt nur geringe Nebenwirkungen. Pro Sitzung dauert der Krankenhausaufenthalt wenige Tage.
Eine Fortführung der systemischen Chemotherapie kann parallel erfolgen. Jeder Patient wird von einem Team aus Chirurgen, Hämato-Onkologen, Gastroenterologen, Radiologen und Radioonkologen in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen. Es wird ein speziell auf den Patienten zugeschnittener Therapieplan entwickelt und dem Patienten vorgeschlagen.