Multiple Sklerose (MS) ist eine lebenslange, wechselhaft verlaufende Erkrankung, die viele (multiple) Stellen des zentralen Nervensystems (ZNS) befallen kann. Die MS führt zu Schädigungen des Nervengewebes und nachfolgenden Narben (Sklerose) innerhalb des Gehirns und / oder des Rückenmarks.
Das ZNS, das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht, arbeitet in unserem Körper als Kommandozentrale, wobei es Muskelbewegungen steuert und ankommende Sinnesempfindungen vom peripheren Nervensystem sammelt und auswertet. Das Nervensystem koordiniert das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Körperteilen und Organen. Diese Koordination kann infolge der Multiplen Sklerose mannigfaltig gestört sein.
Die MS wird zu Recht die „Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ genannt, denn die typische MS gibt es nicht. Verlauf und Ausprägung der Erkrankung können sehr stark variieren.
Der Großteil der MS-Patienten wird im Laufe ihres Lebens infolge der genannten Prozesse Blasenfunktionsstörungen entwickeln (neurogene Blasenfunktionsstörung). Hierbei steht vor allem eine unzureichende Unterdrückung des Harndranges im Vordergrund. Als Folge kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Toilettengänge und oftmals auch ein Unvermögen, den Harn kontrollieren zu können (Harndranginkontinenz). Ebenfalls häufig tritt ein fehlerhaftes Zusammenspiel zwischen dem Blasenentleerungsmuskel (Detrusor) und dem ringförmigen Blasenverschlussmuskel (Sphinkter) auf, eine sogenannte Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie.
Die Therapie der MS-bedingten Blasenfunktionsstörungen stellt für den behandelnden Arzt eine besondere Herausforderung dar. Offenbaren Blasendruckmessungen (sogenannte Urodynamik), dass während der Blasenfüllung zu hohe Speicherdrücke in der Blase vorliegen, können diese durch Medikamente (Anticholinergika) gesenkt werden. Anticholinergika werden entweder in Tablettenform, als Pflaster oder in flüssiger Form (Blasen-Instillation) angewandt.
Botulinumtoxin (Botox®)