Beim chronischen Blasenschmerzsyndrom, auch Interstitielle Cystitis (IC) genannt, handelt es sich um eine chronische Harnblasenerkrankung. Diese ist durch ausgeprägte Schmerzen im Bereich der Harnblase und der Beckenregion, nicht zu unterdrückendem Harndrang sowie ein deutlich erniedrigtes Harnblasenvolumen charakterisiert. Auf den ersten Blick stellt sich die IC wie eine zunächst akute, später chronisch wiederkehrende Harnblasenentzündung dar, deren Verlauf und Therapie durch das Fehlen von Bakterien im Urin scheinbar kompliziert wird.
Nahrungsmittel, z.B. Kaffee oder Produkte aus Zitrusfrüchten, können die IC-typischen Beschwerden verstärken. Ebenso berichten viele Patienten über schwankende Symptome, wobei körperlicher und / oder psychischer Stress regelmäßig zur Symptomverstärkung führen. Auffällig ist weiterhin, dass IC-Patienten oftmals an verschiedenen Allergien leiden sowie begleitend eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung oder ein chronischer Muskelschmerz (Fibromyalgie) vorliegt.
Nach wie vor ist nicht klar, wie genau die Interstitielle Cystitis entsteht. Zu den möglichen Ursachen zählen eine Veränderung der Durchlässigkeit der Blasenschleimhaut infolge einer gestörten Schleimdeckschicht der Blase, im Urin enthaltene zellschädigende Substanzen sowie versteckte Infektionen.
Die Behandlungsmöglichkeiten chronischer Blasenschmerzen sind vielfältig. Oftmals bekommen Patienten eine kombinierte Therapie.
Eine standardisierte, allgemein anerkannte Therapiestrategie existiert zurzeit nicht. Vielmehr muss das patientenspezifische Krankheitsbild vor dem Hintergrund der sozialen Umstände des Patienten sowie unter Berücksichtigung von Vortherapien in ein individuelles Therapiekonzept einfließen.
Oral-Systemische Behandlungsverfahren
In der Abteilung für Neuro-Urologie ist die medikamentöse Behandlung mit oral eingenommenen Arzneimitteln von chronischen Blasenschmerzen eine bewährte Therapieoption. Die orale Therapie kann unter anderem mit Schmerzmitteln (Analgetika) und Antidepressiva, die auf die Blase einwirken, erfolgen. Antidepressiva wie beispielsweise Amitriptylin können Schmerzen als auch den ausgeprägt starken Drang, Wasser zu lassen, lindern.
Intravesikale Behandlungsverfahren
Eine weitere Möglichkeit der medikamentösen Therapie sind Arzneimittel, die direkt in die Blase (intravesikal) eingebracht werden. Dort bleiben sie bis zum nächsten Wasserlassen. Zu den Wirkstoffen zählen beispielsweise Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure oder Heparin. Diese tragen zur Sanierung der schützenden Schleimhautschicht der Blase bei.
Konservative Behandlungsverfahren
Oft kommt es nicht zu einer vollständigen Linderung der Symptome. Wegen des begrenzten Effektes der konventionellen Therapiemethoden fragen Patienten häufig nach alternativen Heilverfahren bevor sie sich zu einer operativen Maßnahme entscheiden. Recht gute Resultate konnten mit Akupunktur in der Therapie symptom-ähnlicher Erkrankungen wie überaktive Blase und chronisch abakterielle Prostatitis erzielt werden. Verschiedene Entspannungstechniken, Verhaltensstrategien (z.B. Blasentraining) sowie die Elektrostimulation und Neuromodulation werden als alternative Behandlungsmethoden angeboten. Auch diätetische Anpassungen der Ernährung (Interstitielle Zystitis-Diät) und der Einsatz von Nutraceuticals (z.B. L-Arginin, Quercetin, Aloe vera, chinesische Kräuter) können hilfreich sein.
Minimal-invasive Behandlungsverfahren
Sollte es nach Ausreizung der konservativen Behandlungsmethoden zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommen, kann eine Operation notwendig werden.
Hydrodistension