Marien Hospital Herne - Diabetes mellitus
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Marien Hospital Herne
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Abteilung für Neuro-Urologie

Diabetes mellitus

Zurzeit sind ca. 7 Mio. Menschen deutschlandweit an Diabetes (Zuckerkrankheit) erkrankt – Tendenz steigend. Bei der Bezeichnung "Diabetes mellitus" handelt es sich um einen Oberbegriff für einige Stoffwechselerkrankungen, bei denen ein wesentliches Charakteristika in der Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie) liegt.

Diabetes mellitus – Blasenfunktionsstörungen durch Diabetes mellitus

Patienten mit einem Typ II-Diabetes (Altersdiabetes) haben fast doppelt so viele urologische Probleme wie vergleichbare Altersgruppen ohne Diabetes. Ursache ist hierbei die sog. „autonome diabetische Neuropathie“, eine durch die Zuckererkrankung bedingte Nervenfehlfunktion, die insbesondere zum Symptombild der „überaktiven Blase“ führt.

Aber auch eine sogenannte „Überlaufblase“, d. h. das Unvermögen, die Blase komplett zu entleeren mit folgender Restharnbildung, kann aus dem Diabetes resultieren. Vermutlich spielt eine Erkrankung sowohl des Zentralen Nervensystems als auch der Nerven, die direkt die Blase versorgen, eine Rolle.

Das Erkrankungsbild wird insbesondere dadurch sehr komplex, dass der Diabetes mellitus nicht isoliert gesehen werden darf, sondern der typische ältere Diabetiker häufig an weiteren, altersabhängigen Erkrankungen leidet, die Einfluss auf den Harntrakt haben können, bzw. deren medikamentöse Therapie den Harntrakt beeinflussen kann. Dazu gehören: chronisch wiederkehrende Harnwegsinfekte, die Prostatavergrößerung oder weitere neurologische Erkrankungen wie Abbau der Hirnleistung durch beginnende Demenz.

Diabetes mellitus – Behandlungsverfahren

Zu Beginn der Therapie stehen zumeist konservative Behandlungsansätze wie z .B. Elektrostimulationsverfahren im Vordergrund. Bei der medikamentösen Therapie der überaktiven Blase haben derzeit die sogenannten Anticholinergika die größte Bedeutung. In hartnäckigen Fällen wird aber auch – sofern die vorher genannten Verfahren zu keinem Erfolg führen – Botulinumtoxin oder gelegentlich sogar die Neuromodulation mittels Blasenschrittmachern angewandt.

Botulinumtoxin (Botox®)

Botulinumtoxin ist ein von Bakterien gebildeter Wirkstoff, der zu einer vorübergehenden Erschlaffung der behandelten Muskulatur führt. Seit über 25 Jahren wird diese Substanz in der Medizin – vorzugsweise zur Behandlung spastischer Lähmungen – in allerhöchster Verdünnung eingesetzt. In der Neuro-Urologie findet Botulinumtoxin zur Therapie der überaktiven Harnblase, der Harndranginkontinenz, der vegetativen Dysreflexie sowie der für die Nierenfunktion gefährlichen Hochdruckblase bei Querschnittpatienten Anwendung.

Die Bedeutung und Wirkung der Botulinumtoxinanwendung zur Behandlung von chronischen Schmerzen der Harnblase sind aktuell Gegenstand von Forschungsstudien.

Die Anwendung von Botulinumtoxin in der Blase hat sich als sichere, lang anhaltende, wiederholbare und vor allem höchst wirkungsvolle Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Harnblasenfunktionsstörungen etabliert.

Anwendung

Botulinumtoxin wird im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts angewandt. Der Patient erhält in der Regel eine Narkose (Rückenmarksanästhesie oder kurze Allgemeinanästhesie), unter der das Medikament dann endoskopisch, das heißt über eine Blasenspiegelung, gleichmäßig verteilt in die Blasenwand eingespritzt wird. Im Anschluss wird die Blase zur Kontrolle von Nachblutungen über den Folgetag mit einem Dauerkatheter versorgt. Am zweiten Tag nach der Behandlung kann der Patient bereits wieder entlassen werden.

Wirkung

Die Wirkdauer von Botulinumtoxin liegt je nach Erkrankungsbild typischerweise zwischen 9 und 12 Monaten. Bei Patienten, die unter vegetativer Dysreflexie leiden, hält die Wirkung 3 bis 9 Monate vor. Insbesondere der Harndrang, der Blaseninnendruck und die Dehnbarkeit / Elastizität der Harnblase werden unter Botulinumtoxin-Wirkung deutlich verbessert. Die Patienten profitierten von einer lang andauernden höheren Blasenkapazität und somit Verringerung der Harninkontinenz. Die Wirkung von Botulinumtoxin klingt nach oben genannten Zeiträumen voll ab und hinterlässt keine negativen Spätfolgen. Nebenwirkungen sind extrem selten und sind typischerweise ein überschießender Kraftverlust des Harnblasen-Entleerungsmuskels mit Harnstrahlabschwächung und Zunahme des Restharns, wenn zuvor die selbstständige Blasenentleerung noch möglich war.

Neuromodulation – Blasenschrittmacher

Als Neuromodulation bezeichnet man eine Beeinflussung fehlfunktionierender Nerven. Nach heutiger Kenntnis ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Neuromodulation die noch intakte Nervenverbindung zwischen Harnblase und Gehirn. Daher ist die im Folgenden geschilderte Technik bei Patienten mit einer kompletten Nervdurchtrennung, zum Beispiel des Rückenmarks (Querschnittlähmung), bisher nicht anwendbar.

Das Prinzip der Neuromodulation von Nerven (z. B. des Sakralplexus, der Nerven, die auf Höhe des Kreuzbeines aus dem Rückenmark in die Beckenregion austreten) ist es, durch gezielte, permanente Impulse die nervale Kommunikation zwischen Harnblase und Gehirn zu beeinflussen. Dabei kann sowohl das Krankheitsbild einer schlaffen Harnblase ebenso beeinflusst als auch eine überaktive Blase gedämpft werden.

In einem ersten Schritt, der sogenannten Testphase, wird an die unmittelbar in Deckung des Kreuzbein laufenden Sakralnerven mittels einer feinen Hohlnadel durch die Haut ein dünner Testdraht gelegt. In einer intraoperativen Teststimulation kann sichergestellt werden, dass der Draht exakt am Nerv positioniert wurde. Unmittelbar nach der Platzierung der Testdrähte kann mit einem sogenannten Impulsgeber, der der eigentliche Stromlieferant für die Neuromodulation ist, eine bis zu 2-wöchige Testphase, die auch in der häuslichen Umgebung erfolgt, eingeleitet werden.

In den letzten Jahren hat sich eine neue Technik etabliert, bei der eine etwas dickere Vierkanalelektrode an den Nerv gelegt wird. Diese hat den Vorteil, dass sie länger im Körper verbleiben kann und die Testphase auf bis zu 4 Wochen ausgedehnt werden kann. Zudem kann bei erfolgreicher Testung die Elektrode dauerhaft an Ort und Stelle belassen werden, während bei der Testung mit dem dünnen Testdraht dieser zunächst wieder gezogen wird.

In einem zweiten Schritt wird dann der endgültige Impulsgeber unter die Gesäßhaut eingesetzt, von wo aus er die Steuerung und Energieversorgung des Modulationsdrahtes übernimmt. Die integrierte Batterie hat eine Lebensdauer von bis zu 7 Jahren.

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