Im zertifizierten Kompetenzzentrum für Bauchfellkrebs kann in ausgewählten Fällen eine Behandlung zum Einsatz kommen, bei der der Tumor chirurgisch entfernt wird. Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Möglichkeiten vor.
Die HIPEC Methode ist nur in ausgewählten Fällen geeignet und kommt nur dann zur Anwendung, wenn der Tumor ausschließlich innerhalb der Bauchhöhle begrenzt ist und die gesamten Tumormassen komplett chirurgisch entfernt werden können. Um verbleibende kleinste Tumorzellen und Tumorzellverbände zu eliminieren, erfolgt im Anschluss an die Operation die HIPEC. Dabei wird die Chemotherapie erhitzt und mittels Pumpsystem in die Bauchhöhle bei 43°C gegeben.
Diese Behandlung ist aufwändig und auch in speziellen Zentren für diese Therapieform mit einer Sterberate von 2 bis 5% behaftet. Postoperative Komplikationen können in bis zu 50% der Fälle auftreten.
1. Schritt
Vor der Operation erfolgen ausführliche Untersuchungen (Staging) unter anderem mit Bildgebung durch CT, MRT, PET-MRT. Zusätzlich ist oft eine Bauchspiegelung notwendig, um die genaue Ausdehnung der Peritonealkarzinomatose zu dokumentieren. Die Chirurgen überprüfen dabei, ob eine komplette Entfernung des Bauchfellkrebses technisch möglich ist. Nur wenn der gesamte Bauchfellkrebs entfernt werden kann, machen die Operation und HIPEC Sinn. Sämtliche Befunde werden vor einer geplanten HIPEC-Behandlung in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen und es wird geprüft, ob diese Behandlung für den jeweiligen Patienten geeignet ist.
2. Schritt
Als zweites wird der Bauchraum geöffnet und die gesamte Bauchhöhle sorgfältig untersucht. Der Bauchfellkrebs wird dann komplett entfernt. Dabei ist es nötig, dass Organe, welche mit Bauchfellkrebs befallen sind, teilweise oder entfernt werden müssen. In diesem Falle spricht man von einer multiviszeralen Resektion. Ziel ist es, den gesamten Tumorbefall zu entfernen. Dies garantiert die beste Prognosemöglichkeit.
3.Schritt
Im letzten Schritt findet die eigentliche HIPEC-Anwendung statt, nachdem alle sichtbaren Tumoren entfernt wurden. Dies geschieht, um mögliche verbleibende mikroskopische Tumorreste zu behandeln. Dabei wird erhitzte Chemotherapie-Lösung (43°C) in die Bauchhöhle eingebracht. Die verwendeten Chemotherapeutika als auch die Therapiedauer richten sich dabei nach der Tumorgrunderkrankung. Bei bestimmten Tumorarten wird zusätzlich Chemotherapie in die Vene verabreicht, um die Wirksamkeit der Behandlung zu steigern. Nach der Behandlung erfolgt die weitere Überwachung und Behandlung während einigen Tagen auf der Intensivstation.
Bei der PIPAC-Therapie (Pressurized Intra-Peritoneal-Aerosol Chemotherapy) handelt es sich um ein innovatives Verfahren zur Behandlung von Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose). Die PIPAC-Therapie wurde von einem interdisziplinären Team aus Ärzten der Klinik für Chirurgie, der Klinik für Frauenheilkunde und der Medizinischen Klinik III – Hämatologie / Onkologie des Marien Hospitals Herne mitentwickelt.
Auch wenn Bauchfellkrebs heute nicht heilbar ist, so kann doch in vielen Fällen der Krebs mit diesem Verfahren zurückgedrängt und den Patienten Lebenszeit und -qualität zurückgegeben werden. Es handelt sich also nicht um ein heilendes, sondern ein palliatives Verfahren, das Patienten in einer späten Phase ihrer Erkrankung helfen kann.
Die Indikation zur PIPAC-Therapie wird in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz entschieden. In der Regel erfolgt die PIPAC-Therapie nur dann, wenn andere Therapieformen nicht mehr wirksam sind oder diese nicht mehr durchgeführt werden können. In der Regel sind dies Patienten, bei denen eine systemische Chemotherapie nicht mehr zum Einsatz kommen kann. In ausgewählten Fällen erfolgt die PIPAC-Therapie in Kombination mit einer systemischen Chemotherapie.
Ablauf der PIPAC-Therapie
Behandlung direkt am Tumor
Bei der PIPAC-Therapie werden die Medikamente (Chemotherapeutika) unter Druck gezielt in die Bauchhöhle eingeführt, um den Bauchfellkrebs direkt zu erreichen und zurückdrängen zu können. Der übliche Weg der Medikamente über den Blutkreislauf bewirkt bei Bauchfellkrebs oft kein ausreichendes Eindringen in das befallene Gewebe. Dies ist der Ansatzpunkt der PIPAC-Therapie: Durch Druck kann das Medikament mittels PIPAC in jeden Winkel der Bauchhöhle gelangen und dringt zusätzlich tief in das Tumorgewebe ein.
Minimalinvasives Einbringen des Medikaments
Während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) wird über eine spezielle Düse ein das Zellwachstum hemmendes Medikament (Zytostatikum) als Aerosol unter Druck in die Körperhöhle eingebracht. Dabei verteilt sich das Chemotherapeutikum besser in der Bauchhöhle als eine flüssige Chemotherapie-Lösung. Durch die Verabreichung der Medikamente als Aerosol kann die Menge der Chemotherapie deutlich reduziert werden im Vergleich zur intravenösen Verabreichung. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv, d.h. dass die notwendigen Instrumente über zwei sehr kleine Schnitte in den Bauch eingeführt werden.
Wirkung des Medikaments
Durch das Versprühen des Aerosols verteilt sich das Medikament im Bauch- oder Brustraum optimal und erreicht im Gegensatz zu flüssigen gespülten Medikamenten somit selbst kleinste Räume und Zwischenräume. Dies sorgt für eine Steigerung der Wirksamkeit an der Oberfläche. Der zusätzliche Druck in der Bauchhöhle von 12 mm Hg sorgt zudem dafür, dass das Chemotherapeutikum tief in das von Krebs befallene Gewebe eindringen kann. Ein weiterer Vorteil der PIPAC-Therapie liegt darin, dass durch den Druck niedrigere Dosen des Chemotherapeutikums notwendig sind.
Dauer der Behandlung
Die gesamte PIPAC Therapie dauert ca. 90 Minuten und wird in der Regel dreimal im Abstand von 6 Wochen wiederholt, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Die Therapie wird von den Patienten in der Regel gut vertragen und es gibt nur geringe Nebenwirkungen. Pro Sitzung dauert der Krankenhausaufenthalt wenige Tage.
Eine Fortführung der systemischen Chemotherapie kann parallel erfolgen. Jeder Patient wird durch unsere Experten aus Chirurgen, Hämato-Onkologen, Gastroenterologen, Radiologen und Radioonkologen in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen. Es wird ein speziell auf den Patienten zugeschnittener Therapieplan entwickelt und dem Patienten vorgeschlagen.