Atrioventrikuläre nodale Reentry-Tachykardie (AVNRT) ist eine häufige Herzrhythmusstörung, bei der das Herz plötzlich sehr schnell schlägt. Dies geschieht durch eine kreisende elektrische Erregung im Bereich des AV-Knotens. Der AV-Knoten ist die entscheidende elektrische Leitungsstruktur im Herzen, die die elektrischen Signale vom Vorhof an die Kammer überträgt. Bei einer AVNRT kommt es zu einer Art Schleife im AV-Knoten, bei der die elektrischen Impulse in einem Kreislauf gefangen werden, anstatt normal weiterzuleiten. Das führt zu einer kurzzeitig beschleunigten Herzfrequenz.
Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie zeigt sich vor allem durch einen plötzlich auftretenden sehr schnellen Herzschlag zwischen 120 und 220 Schlägen pro Minute, welches vom Patienten als sehr unangenehmes Herzrasen empfunden wird. Diese kann auch in vollständigem Ruhezustand vorkommen und verschwindet meist genauso schnell, wie sie begonnen hat. Häufig, aber nicht nur sind junge Erwachsene betroffen.
Die AVNRT kann zu folgenden Symptomen führen:
Diese Herzrhythmusstörung ist nicht lebensbedrohlich, kann jedoch sehr unangenehm für die Betroffenen sein und in einigen Situationen, wie beim Umgang mit Maschinen oder im Straßenverkehr, auch gefährlich werden.
AVNRTs können sowohl angeboren als auch erworben sein. Häufig sind sie auf angeborene Anomalien im AV-Knoten zurückzuführen, die von Geburt an vorhanden sind. Diese Anomalien ermöglichen die kreisende elektrische Erregung, die zu den schnellen Herzschlägen führt. Allerdings können auch erworbene Faktoren wie Herzkrankheiten oder strukturelle Veränderungen im Herzen im Laufe des Lebens zur Entwicklung einer AVNRT beitragen.
Die Diagnose der AVNRT kann schwierig sein, da die Herzrhythmusstörung nur in einem kurzen zeitlichen Intervall und meist ohne Vorwarnung auftritt. Außerhalb dieser anfallartigen Störung ist z.B. ein EKG vollkommen unauffällig. Für eine erste Verdachtsdiagnose muss ein EKG in dem Moment geschrieben werden, in dem die Herzrhythmusstörung auftritt. Das bedeutet, Betroffene müssen zum Zeitpunkt des Herzrasens zum nächsten Arzt zwecks Dokumentation mittels eines EKG. Es muss nicht der Hausarzt sein, sondern es reicht der örtlich nächst gelegene Arzt mit EKG-Möglichkeit.
Eine Nutzung von Smartwatches mit EKG-Funktion ist eine zunehmende Alternative, die dem Uhrenträger jederzeit die Dokumentation des Herzrhythmus ermöglicht und somit eine deutliche technische Erleichterung darstellt.
Auf Grundlage der Beschwerden und der dokumentierten Herzrhythmusstörung ist nun ausreichender Grund gegeben, eine präzise Diagnose mit Hilfe der elektrophysiologischen Untersuchung zu stellen. Eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ist ein spezieller Test, um Herzrhythmusstörungen zu untersuchen. Nur eine EPU kann genau sagen, welche exakte Form der Rhythmusstörung vorliegt.
Dieser dünne Katheter wird über eine Vene bis zum Herzen geführt. Dort misst der Katheter die elektrischen Signale des Herzens und hilft, die Ursache der Rhythmusstörungen zu finden.
Manchmal kann der Arzt während der Untersuchung auch kleine elektrische Impulse setzen, um die Störungen genauer zu lokalisieren. Der Eingriff erfolgt meist unter örtlicher Betäubung und dauert etwa 60-90 min.
Die Ursache einer AVNRT ist nur durch eine Ablation zu beseitigen und somit auch die empfohlene Behandlungsform. Medikamentöse Behandlungen, durch z.B. ß-Blocker, können die Zahl der auslösenden Extraschläge reduzieren sowie auch gelegentlich laufende AVNRTs beenden. Tendenziell nimmt jedoch die Wirkung dieser Medikamente bis zur absoluten Wirkungslosigkeit auf Dauer ab.
Als Selbsthilfemaßnahmen können jedoch folgende Hilfen versucht werden: beim Trinken von kalten Wassers, Valsalva-Manöver (Pressen wie zum Stuhlgang) oder Carotisdruck (Massage der Halsschlagader) kommt es zu einem Vagusreiz, welcher für einen kurzen Moment die elektrische Überleitung von den Vorhöfen in die Kammern bremst, oder sogar blockiert. Damit ist für einige Patienten eine Beendigung der Rhythmusstörung möglich.
Eine elektrophysiologische Untersuchung mit Verödung der zusätzlichen Leitungsbahn ist die bevorzugte Behandlung der AVNRT, da eine medikamentöse Behandlung oft wirkungslos ist. Mehrere kleine Herzkatheter werden dabei unter örtlicher Betäubung durch die Leistenvenen eingeführt, um zunächst die fehlgeleiteten elektrischen Impulse genau zu lokalisieren. Mit einem weiteren speziellen Katheter wird die überschüssige Erregungsleitung im Herzen dann durch Wärmezufuhr behandelt. Diese Methode hat hohe Erfolgsaussichten. In über 95% der Fälle ist eine vollständige Heilung möglich.