Brustkrebs (medizinisch Mammakarzinom) entsteht in der Brustdrüse und ist in Deutschland mit einem Anteil von 32 % aller Krebsneuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Das Lebenszeitrisiko wird mit 12,9 % angegeben, d.h. jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.
Die meisten Erkrankungen treten sporadisch (zufällig) auf, es gibt aber sowohl erbliche als auch erworbene Risikofaktoren. Nur etwa jede hundertste Brustkrebserkrankung tritt bei Männern auf.
Hinsichtlich der Ursachen gibt es genetische Risikofaktoren (etwa 5 % der Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt), hormonelle Faktoren (frühes Auftreten der Regelblutung in der Pubertät sowie spätes Ende der Menstruation), deutliches Übergewicht, starkes und lange andauerndes Zigarettenrauchen, Bewegungsmangel sowie Alkoholmissbrauch und ionisierende Bestrahlung. Ionisierende Bestrahlung kann Atome und Moleküle elektrisch aufladen und dadurch die Zellen im menschlichen Körper schädigen. Wenn Menschen zu viel Strahlung - Alpha-, Beta-, Gamma- und Neutronenstrahlung - ausgesetzt sind, kann es sein, dass der Körper die Zellschäden nicht mehr reparieren kann und sich daraus eine Krebserkrankung entwickelt.
Neben der Heilung sind der Erhalt der betreffenden Brust erklärtes Ziel der medizinischen Behandlung.
Etwa 80-90 % der Karzinome in der weiblichen Brust wurden bisher von den Frauen selbst zufällig entdeckt und sind daher bei ihrer Entdeckung oft schon relativ groß. Durch konsequente Früherkennung (Screening-Mammographie) kleinerer, nicht sichtbarer Knoten, konnte die Sterblichkeit bereits gesenkt werden.
Wurde mit dem Ultraschall und der Mammographie ein Tumor festgestellt, folgt mittels Stanzbiopsie eine Gewebeentnahme, die dann unter dem Mikroskop analysiert wird.
Die Diagnosefindung und maßgebliche Ausbreitungsdiagnostik erfolgt in der Regel in einem unserer Brustzentren. Für eine Festlegung der jeweiligen, optimalen Therapiestrategie sind eine genaue Untersuchung des Tumors und die Festlegung des jeweiligen Risikoprofils notwendig. In die jeweilige Beurteilung des Risikoprofils fließen folgende Faktoren ein:
um die wichtigsten zu nennen.
Je nach Risikoprofil steht aus operativer Sicht die brusterhaltende Tumorentfernung im Vordergrund. Um diese zu erreichen, bieten wir oft eine Chemotherapie oder antihormonelle Therapie schon vor der chirurgischen Entfernung des Tumors an. Diese primäre oder neoadjuvante Therapie hat einerseits das Ziel, den Tumor zu verkleinern, um eine vollständige Entfernung des Tumors oder sogar eine brusterhaltende Operation zu ermöglichen, andererseits kann an der mit den neoadjuvanten Verfahren erreichbaren Veränderungen der Erfolg besser abgeschätzt werden als durch eine Behandlung nach erfolgter Operation.
Standard ist diese neoadjuvante Therapie in jedem Fall beim entzündlichen (inflammatorischen) Karzinom oder bei zunächst aufgrund seiner Größe inoperablen Karzinom. Im Falle von befallenen Lymphknoten, die sich in der Achselhöhle befinden, ist spätestens nach der Operation eine adjuvante (Sicherheits-) Chemotherapie notwendig, um möglicherweise verbliebene oder versprengte Tumorzellen abzutöten. Die Notwendigkeit der Chemotherapie wird anhand des Tumortyps, des Stadiums und anderer Faktoren beurteilt. Wenn der Tumor hormonabhängig ist, kleiner als 2 cm und die Lymphknoten frei von Metastasen sind, kann in den meisten Fällen auf eine Chemotherapie verzichtet werden.
Wenn eine Chemotherapie notwendig ist, erfolgt die Auswahl der Substanzen in Abhängigkeit vom Zustand der Patientin und vor allem von der Risikogruppe. Für alle Risikogruppen bieten wir zusätzlich zu den Standardtherapien eine entsprechende, moderne Therapiestudie an.
Bei Her2-positiven Tumoren wird regelhaft im Anschluss an die Chemotherapie ein Jahr lang die Behandlung mit dem Her2-Antikörper Trastuzumab (Herzeptin) durchgeführt. Im Falle einer präoperativen (neoadjuvanten) Chemotherapie steht bei Her2-positiven Tumoren zusätzlich zu dem Her2-Antikörper Trastuzumab der Antikörper Pertuzumab zur Verfügung.
Nach einer brusterhaltenden Operation wird in jedem Fall zur Nachbestrahlung geraten. Auch der Befall von Lymphknoten ist ein Anlass zur Nachbestrahlung der Brustwand.
Hormonantagonistische Therapie
Ist das Karzinom hormonsensitiv, wird zusätzlich eine Therapie mit einem Hormonantagonisten durchgeführt. Ist die Patientin postmenopausal, erhält sie für in der Regel 10 Jahre Tamoxifen oder einen Aromatasehemmer für den Zeitraum von 5 Jahren.
Im Falle eines metastasierten Mammakarzinoms richtet sich die Behandlung auf Lebenszeitverlängerung und den Erhalt einer angemessenen Lebensqualität mit einer langfristigen Stabilisierung der körperlichen und psychischen Verfassung. Hierfür stehen vielfältige therapeutische Maßnahmen zur Verfügung.
Neben den standardisierten, spezifischen Therapieverfahren bieten wir allen Patientinnen eine psychoonkologische Begleitung sowie bei älteren Patientinnen (> 70 Jahre) eine intensivierte geriatrisch-onkologische Begleitung an.