Die Prostata ist ein Organ des männlichen Körpers. Die kastaniengroße Drüse befindet sich unterhalb der Harnblase und ummantelt den Anfangsteil der Harnröhre bis zum Beckenboden. Sie ist für einen Teil der Spermaproduktion verantwortlich.
Prostatakrebs ist bei Männern ab dem 50. Lebensjahr mit etwa 67.600 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Tumorerkrankung. In Deutschland sind 2008 etwa 12.000 Männer am Prostatakarzinom verstorben. Damit war diese Erkrankung für etwa 9 Prozent der tumorbedingten Todesfälle verantwortlich.
Die Urologische Klinik des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum wendet neue, innovative und international anerkannte Verfahren zur Diagnostik und Therapie an. Dabei sollen selbst kleinste Tumorherde im Frühstadium erkannt werden und einer individuellen Therapie zugeführt werden. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung stehen heute mehr Therapieverfahren denn je zur Verfügung.
Sämtliche operativen Verfahren können sowohl durch eine offene Operation, als auch durch ein minimal-invasives, roboter-unterstütztes (Da-Vinci®) Verfahren erfolgen.
Typische Symptome bei Prostatakrebs, die frühzeitig und eindeutig auf einen bösartigen Prostatatumor hinweisen, gibt es nicht. Anders als andere bösartige Tumoren wächst der Prostatakrebs meist langsam. Dies hat zur Folge, dass es erst spät, wenn das Prostatakarzinom bereits groß ist, zu Symptomen kommt.
Zu möglichen Warnzeichen eines späten, oft weit fortgeschrittenen Stadiums zählen:
Noch vor der Diagnose Prostatakrebs steht der Verdacht auf das Vorliegen einer bösartigen Neubildung der Prostata. Das heißt, ein auffälliger Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut oder eine Verhärtung während der rektalen Tastuntersuchung beim niedergelassenen Urologen haben dazu geführt, weitere Untersuchungen zur Abklärung der Verdachtsdiagnose vorzunehmen. Der Nachweis eines Prostatakarzinoms erfolgt immer über die feingewebliche Untersuchung der Prostata. Das Gewebe dazu wird entweder über eine Probenentnahme (Biopsie) oder im Rahmen eines operativen Eingriffs, wie z. B. der Ausschälung der Prostata (TUR-P) gewonnen.
Zurzeit werden in der Urologischen Klinik des Marien Hospital Herne verschiedene Diagnoseverfahren beim Verdacht auf Prostatakrebs angewendet. Die Vorbereitung der Patienten (Aufklärung, Rezeptausstellung Antibiotikaprophylaxe, ggf. Rektalabstrich, ggf. Überweisung zur MRT) und Auswahl der Biopsiemethode erfolgt üblicherweise im Rahmen der Spezialsprechstunde Prostatadiagnostik.
Seit 2002 wendet die Urologische Klinik des Marien Hospital Herne im Rahmen von klinischen Studien neuartige Ultraschallverfahren an, um die herkömmliche Biopsie zu präzisieren. In enger Kooperation mit Spezialisten aus der Uro-Radiologie wird die Magnetresonanztomographie genutzt, um den Prostatakrebs noch frühzeitiger zu erkennen. Mithilfe der bildgebenden Spezialuntersuchungen erhöhen sich die Chancen, den Tumorherd zu finden enorm und der Patient wird insgesamt weniger belastet. In der Urologischen Klinik kommen folgende Verfahren zur Diagnostik von Prostatakrebs zum Einsatz:
Bei der Echtzeit-Elastographie handelt es sich um eine Messung der Elastizität bzw. der Härte des Prostatagewebes. Dies ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem tumorverdächtiges Gewebe in der Prostata mithilfe verschiedener Farben auf dem Ultraschallmonitor angezeigt wird. Die harten tumorverdächtigen Areale werden so aufgespürt und können gezielt biopsiert werden.
Mit dieser speziellen Art der Ultraschalluntersuchung kann die Aussagekraft der untersuchten Prostata deutlich erhöht werden. Bei diesem Verfahren wird sowohl der Doppler-Effekt als auch die zweidimensionale farbkodierte Anwendung verwendet.
Mit diesen speziellen Untersuchungsverfahren werden z. B. die Blutfluss-Geschwindigkeiten festgestellt, die Richtung des Blutflusses und wieviel Blut in den Schwellkörper hineinfließt, gehalten wird und wieviel Blut wieder herausfließt.
Die Fusion, also Überlagerung mehrerer bildgebender Verfahren, ist eine neuartige und äußerst vielversprechende Methode zum Aufspüren (Detektion) des Prostatakarzinoms. Dazu werden zuvor gewonnene Bilddaten (DICOM-Format) aus einer MRT-Untersuchung mithilfe eines Datenträgers (DVD oder USB-Stick) in unser Ultraschall-Fusionssystem eingelesen. Die vom Radiologen als auffällig beschriebenen Areale werden dann digital markiert. Die Fusion überträgt die Informationen aus dem MRT-Datensatz dann auf den in Echtzeit durchgeführten Ultraschall und ermöglicht eine präzise Biopsie der vorbeschriebenen MRT-Areale.
Als Besonderheit für die Diagnose von Prostatakrebs bieten wir seit Januar 2013 darüber hinaus an, eine Fusion aus MRT und Elastographie durchzuführen. Der Untersucher erhält dadurch zusätzlich Auskunft über die Gewebeelastizität der MRT-Areale und kann so abwägen, ob eine gezielte Biopsie notwendig ist oder ggf. vermieden werden kann.
Beim Prostatakarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor mit einem sehr breiten Spektrum bezüglich des Erkrankungsverlaufes. Entsprechend breit ist das Spektrum der Prostatakrebs Behandlung.
Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung des Prostatakarzinoms ist ein optimal auf den einzelnen Patienten zugeschnittenes Behandlungskonzept. Hierzu sind alle verfügbaren Parameter von großer Bedeutung. Neben dem PSA-Wert, dem Ergebnis der Tastuntersuchung, bildgebender Verfahren (z. B. Ultraschall, MRT, Knochenszintigraphie) sowie Ergebnisse der Biopsie spielt das Alter des Patienten, seine Nebenerkrankungen sowie die Lebensumstände eine wesentliche Rolle zur Planung des weiteren Vorgehens. Im Vordergrund steht für uns die Erstellung eines individuellen Behandlungskonzeptes zur erfolgreichen Behandlung des Karzinoms bei gleichzeitig bestmöglicher Erhaltung der Lebensqualität des Patienten.
Im Rahmen der Prostatakrebs Behandlung ist bei manchen Patienten eine Aktive Überwachungs-Strategie (Active Surveillance) möglich. Hierbei wird eine Überwachung des Prostatakarzinoms mittels PSA-Wertbestimmung, Tastuntersuchung, bildgebenden Verfahren und Kontroll-Biopsien angestrebt, um erst zu behandeln, wenn das Karzinom eine Zunahme der Aggressivität oder eine Wachstumstendenz zeigt.
Strahlentherapeutische Verfahren wie Bestrahlung durch die Haut oder sogenannte Brachytherapie-Verfahren, auch HDR-Brachytherapie genannt (kurzfristiges Einbringen einer Strahlenquelle) können zu einem Heilungserfolg bei Prostatakrebs führen.
Die fokale Therapie stellt eine organerhaltende Therapieoption zur Behandlung des Prostatakarzinoms dar.
Das Konzept der fokalen Therapie basiert auf feingeweblichen Analysen mit Nachweis eines „unifokalen“, also auf eine Region begrenzten, Tumorwachstums bei einem Anteil von 10 – 20% der Patienten. In diesen ausgewählten Fällen soll einerseits eine Übertherapie durch radikale Therapieverfahren vermieden werden und andererseits ein sicheres onkologisches Ergebnis erreicht werden.
Vorrausetzung zur Durchführung und Nachsorge der fokalen Therapie sind bildgebende Verfahren, die eine immer exaktere Lokalisierung des tumorbefallenen Areals innerhalb der Prostata gewährleisten. Die Magnetresonanztomographie (MRT) und die fusionsgesteuerte Prostatabiopsie sind daher Vorrausetzung für die Auswahl der Patienten und werden zur späteren Therapiekontrolle angewendet. Trotz ständiger Verbesserungen sind diese Verfahren alleine noch nicht optimal. Die persönliche Beratung, die gründliche Untersuchung und die sorgfältige Auswahl geeigneter Patienten sollen den Therapieerfolg dieses jungen Verfahrens sichern.
Im Marien Hospital Herne steht zur fokalen Therapie die roboterassistierte MRT/TRUS-fusionsgesteuerte HIFU-Therapie im Rahmen klinischer Studien zur Verfügung. Dabei wird ausschließlich das betroffene Gewebe durch hohe Temperaturen (85 – 90°C) zielgerichtet erhitzt und durch die mechanischen Effekte der Kavitation (Luftblasenbildung) zerstört.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit der medikamentösen Beeinflussung des Verlaufes eines Prostatakarzinoms. Diese reicht von der Hormonentzugstherapie (u.a. LHRH-Therapie, Androgenrezeptorenblocker) über neu entwickelte Medikamente (u. a. Enzalutamid) bis zu Chemotherapie-Verfahren. Welche Substanz zu welchem Zeitpunkt bzw. ob eine Kombination verschiedener Substanzen sinnvoll ist, wird individuell im Rahmen eines Beratungsgespräches besprochen.
Bei der Behandlung von Prostatakrebs kann in sehr vielen Fällen durch die vollständige Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) eine Heilung erreicht werden. Diese kann sowohl durch eine offene Operation, als auch durch ein minimal-invasives, roboter-unterstütztes (DaVinci®) Verfahren erfolgen.
In diesem Video gibt es einen Einblick in eine Operation mit einem Roboter und einem Interview mit dem Arzt der Urologie, der die Prostata-OP bei diesem Patienten durchgeführt hat.
Die Entfernung der Lymphknoten im Bereich des kleinen Beckens ist häufig ein Bestandteil der operativen Therapie beim Prostatakarzinom, da hier sogenannte Mikrometastasen am wahrscheinlichsten vorkommen können. In seltenen Fällen kann auch eine Lymphknotenentfernung nach erfolgter Strahlentherapie oder vorausgegangener Operation erfolgen. Ob und in welchem Ausmaß eine Lymphknotenentfernung bei Prostatakrebs erfolgen sollte, wird individuell mit dem Patienten im Rahmen des Aufklärungs- oder Beratungsgespräches besprochen.
Beim Wiederauftreten des Prostatakarzinoms am gleichen Ort (Lokalrezidiv) nach erfolgter Strahlentherapie kann die Entfernung der Prostata (Salvage-Prostatektomie) nach ausführlicher, individueller Besprechung der Risiken und Chancen eine mögliche Therapieoption darstellen.
Bei manchen Tumoren kann es notwendig werden, die verschiedenen Optionen der Prostatakrebs Behandlung zu kombinieren, um den bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen.
Die Planung der Operation zur Entfernung der Prostata (offene Operation genauso wie roboter-assistierte Operation) hängt von den Faktoren ab, die vor der Operation verfügbar sind (z. B. Biopsie-Ergebnisse, PSA-Wert, Tastbefund). Ziel einer jeden Operation ist es, das Prostatakarzinom möglichst vollständig zu entfernen und gleichzeitig die funktionellen Strukturen (z. B. Schließmuskel-Komplex, Gefäßnervenbündel) so gut wie möglich zu erhalten. Insbesondere wird mit dem Patienten vor der Operation besprochen und geplant, ob eine Erhaltung der Gefäßnervenbündel möglich ist und ob eine Lymphknotenentfernung sinnvoll erscheint.Seit 2011 konnte hier ein neues, sogenanntes Großflächen-Schnellschnittverfahren entwickelt und wissenschaftlich ausgewertet werden. Dieses Verfahren ermöglicht es uns, die gesamte, relevante Oberfläche der Prostata noch während der Operation durch den Pathologen beurteilen zu lassen. Im Gegensatz zu kleinen Biopsien, kann durch dieses, neu entwickelte Schnellschnitt-Verfahren, mit einer sehr hohen Sicherheit (ca. 97 bis 98 Prozent) das tatsächliche, lokale Ausmaß des Tumors noch während der Operation beurteilt werden. Auf diese Weise werden nicht nur die angrenzenden Oberflächen zu den Gefäßnervenbündeln, sondern auch die Schnittränder zur Harnröhre (Prostata-Apex) und zur Harnblase (Prostata-Basis) beurteilt. Dieses Verfahren konnte in die operative Routine eingebunden werden und wird heute bei fast jeder operativen Behandlung von Prostatakrebs in der Urologischen Klinik des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum als Standard mit durchgeführt.Auf diese Weise erhält der Chirurg noch während der Operation zusätzliche, relevante Informationen bezüglich des tatsächlichen, lokalen Tumorausmaßes und kann die Operation entsprechend im Sinne des Patienten anpassen.