Eine Herzklappenerkrankung betrifft eine oder mehrere der vier Herzklappen im Körper, die wie Ventile im Herzen funktionieren und den Blutfluss in die richtige Richtung lenken. Es gibt zwei Haupttypen von Herzklappenerkrankungen: Klappenstenose und Klappeninsuffizienz. Bei einer Klappenstenose öffnet sich die Klappe nicht vollständig, was den Blutfluss behindert. Bei einer Klappeninsuffizienz schließt die Klappe nicht richtig, wodurch Blut zurückfließen kann. Diese Erkrankungen können somit den Blutfluss behindern und die Herzleistung beeinträchtigen, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann. Herzklappenerkrankungen treten oft im höheren Alter auf und können durch Verschleiß oder andere Erkrankungen verursacht werden.
Das Herz besitzt vier Klappen: Die Aorten- und Mitralklappe des linken Herzens und die Trikuspidal- und Pulmonalklappe des rechten Herzens. Die Funktion der Herzklappen gleicht der von Ventilen, die dafür sorgen, dass das Blut im Herzen nur in eine Richtung fließt.
Herzklappenerkrankungen können nur eine Herzklappe oder gleich mehrere Herzklappen betreffen. Ist eine Herzklappe undicht, spricht man von einer Herzklappeninsuffizienz. Ist eine Herzklappenverkalkt oder eingeengt sind, so handelt es sich um eine Herzklappenstenose. Man unterscheidet somit zwischen Klappeninsuffizienzen, bei denen die Klappe nicht mehr richtig schließt und Klappenstenosen, bei denen die Klappe nicht richtig öffnet.
Am häufigsten ist die Aortenklappenstenose, die Menschen im zunehmenden Alter treffen kann. Etwa 10% der Menschen über 60 Jahren sind betroffen. Es folgen Mitralklappeninsuffizienz, Aortenklappeninsuffizienz, Trikuspidalklappeninsuffizienz und Mitralklappenstenose. Erkrankungen der Pulmonalklappe treten nur sehr selten auf.
Die Symptome einer Herzklappenerkrankung können je nach Art und Schwere der Erkrankung variieren. Auf eine Herzklappenstenose deuten zum Beispiel folgende Symptome hin:
• Atemnot oder Kurzatmigkeit, die sich bei Belastung verstärkt
• Druckgefühl oder Brennen im Brustkorb bei körperlicher Anstrengung
• Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit
• Ohnmachtsanfälle (Synkopen), oft bei körperlicher Anstrengung oder beim Aufstehen aus dem Sitzen
• Starkes Schwindelgefühl, oft bei körperlicher Anstrengung oder beim Aufstehen aus dem Sitzen
Symptome einer Herzklappeninsuffizienz können sein:
• Atemnot oder Kurzatmigkeit, die sich bei Belastung verstärkt
• Druckgefühl oder Brennen im Brustkorb bei körperlicher Anstrengung
• Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit
• Wasseransammlungen in den Beinen
• Kein flaches Liegen im Bett möglich
• Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
Eine leichte Herzklappenerkrankung kann lange unbemerkt bleiben, da diese noch keine Beschwerden verursacht. Erst bei fortgeschrittener Erkrankung treten spürbare Beschwerden auf.
Nach der Anamnese, dem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten, folgt die körperliche Untersuchung. Beides zusammen, Anamnese und Untersuchung, liefern in der Regel starke Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Herzklappenerkrankung. Darüber hinaus stehen verschiedene technische Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung.
Ruhe-EKG Bei Verdacht auf Herzklappenfehler wird ein Ruhe-EKG aufgezeichnet, die mithilfe von Elektroden am Körper gemessen werden. Ein EKG liefert wertvolle Hinweise über Ursachen der Beschwerden oder auch, ob Herzrhythmusstörungen bereits Folge von Herzklappenerkrankungen sind.Echokardiografie / UltraschallWichtigstes Verfahren für die Diagnose von Herzklappenerkrankungen ist eine Echokardiographie. Durch die Ultraschalluntersuchung des Herzens können die Pumpfunktion und die Funktion der Herzklappen dargestellt werden. Dabei ist es möglich, nicht nur Größe, Struktur und Funktion der Herzkammern zu analysieren, sondern detailliert die Herzklappenfunktion zu untersuchen.Mittels neuester Echokardiographiegeräte mit dreidimensionalen Aufnahmen ist die exakte Darstellung Schweregradbestimmung von Herzklappenfehlern möglich. Es kommen nicht nur die transthorakale, sondern auch die transösophagealen Echokardiographie für diese Fragestellungen zum Einsatz. Auch die Stress-, Doppler- und 3D-Echokardiografie werden in der Medizinischen Klinik II Kardiologie / Angiologie des Marien Hospital Herne durchgeführt.
Die Therapie von Herzklappenerkrankungen richtet sich nach dem Schweregrad des Klappenfehlers und der vorhandenen Beschwerden- beginnt oft mit Lebensstiländerungen und Medikamenten. Bei fortgeschrittenen Fällen sind operative Eingriffe wie Klappenrekonstruktion oder -ersatz nötig, die entweder minimal-invasiv oder chirurgisch erfolgen können.
Aortenklappenstenose
Die Aortenklappenstenose ist die häufigste Herzklappenerkrankung und betrifft die Klappe zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader. Bei dieser Erkrankung muss das Herz mehr Kraft aufbringen, um Blut in den Körper zu pumpen. Die Behandlung erfolgt meist durch den Einsatz einer Klappenprothese.
Bis vor einigen Jahren wurde in den meisten Fällen die Aortenklappe durch einen chirurgischen Eingriff mit Eröffnung des Brustkorbs ersetzt, wobei das Herz stillgelegt und eine Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wird. Für ältere Menschen und Hochrisikopatienten wurde das TAVI-Verfahren entwickelt: Die Klappe wird über einen Herzkatheter in Schlüsselloch-Technik ersetzt, wofür nur ein kleiner Schnitt in der Leiste notwendig ist. Dieser minimal-invasive Eingriff lässt das Herz während der Operation weiterarbeiten und erfordert keine Herz-Lungen-Maschine.
Aufgrund der guten Ergebnisse dieses Verfahrens und den Vorteilen dieser Technik (keine Operation, keine Wunde, keine Herz-Lungen-Maschine, schnellere Erholung) wird dieses Verfahren mittlerweile in der überwiegenden Anzahl der Patienten mit Aortenklappenstenose einer Operation vorgezogen. Die TAVI-Prozedur hat zwar die chirurgischen Verfahren in der Häufigkeit abgelöst, aber es gibt dennoch einige Patienten, in denen eine OP sinnvoller als eine TAVI ist. Beide Verfahren sind somit als komplementär zu sehen.
Mitralklappeninsuffizienz
Die Mitralklappeninsuffizienz, bei der die Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer undicht ist, ist der zweithäufigste Klappenfehler. Diese Erkrankung kann ebenfalls operativ behandelt werden, wobei oft die eigene Klappe durch verschiedene Verfahren rekonstruiert werden kann oder eine Prothese durch den Chirurgen eingesetzt wird. Auch hier wird bei dem chirurgischen Eingriff der Brustkorb eröffnet, das Herz stillgelegt und eine Herz-Lungen-Maschine während der Klappenreparatur eingesetzt.
Für ältere Menschen und Hochrisikopatienten wurde das Mitraclip-Verfahren entwickelt: Diese Methode wird bei mittlerer und schwerer Undichtigkeit der Mitralklappe angewendet, die oft durch eine Herzmuskelschwäche und Erweiterung der Herzhöhlen entsteht. Das Mitraclip-Verfahren bietet eine minimal-invasive Alternative, bei der ein Katheter über die Leiste in das Herz eingeführt wird, um über einen Clip, ähnlich einer Wäscheklammer, die undichten Segel der Mitralklappe zu raffen. Der Eingriff dauert 1-2 Stunden, erfolgt in Narkose, und die Position des Clips wird millimetergenau per Ultraschall überwacht.
Dieses Verfahren beseitigt nicht die Insuffizienz, sondern verkleinert diese nur. Wenn möglich, sollen Patienten mit schwerer Mitralklappeninsuffizienz operiert werden und ein Mitraclip-Verfahren nur in den Fällen durchgeführt werden, in denen das Operationsrisiko zu hoch ist.
Trikuspidalklappeninsuffizienz
Die Trikuspidalklappe befindet sich zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer und sorgt dafür, dass das Blut in die richtige Richtung der Lunge fließt. Wenn diese Klappe undicht ist, spricht man von einer Trikuspidalinsuffizienz, bei der Blut zurück in den Vorhof fließt und zu wenig Blut die Lunge erreicht.
Ähnlich wie bei der Aortenklappenstenose und Mitralklappeninsuffizienz wird diese Erkrankung ebenfalls operativ behandelt, wobei auch hier im Rahmen des chirurgischen Eingriffs der Brustkorb eröffnet, das Herz stillgelegt und eine Herz-Lungen-Maschine während der Klappenreparatur eingesetzt wird.
In den vergangenen Jahren wurde auch ein minimal-invasives Reparaturverfahren für die Trikuspidalklappe entwickelt. Das heißt, für Patienten mit hohen OP-Risiko ist kein großer chirurgischer Eingriff nötig. Stattdessen wird ein Clip über einen Katheter durch die Vene in der Leiste bis zum Herzen geführt. Dort wird der Clip an den undichten Stellen der Klappe angebracht, um die Klappensegel zusammenzuhalten und das Leck zu schließen. Dies verbessert den Blutfluss und entlastet das Herz.
Diese Methode ist besonders schonend und eignet sich gut für Patienten, die aufgrund ihres Alters oder anderer gesundheitlicher Probleme keine offene Herzoperation durchführen lassen können. Der Eingriff dauert in der Regel nur wenige Stunden und die Patienten erholen sich meist schnell.