Ein Herzschrittmacher und ein Defibrillator sind lebensrettende Geräte, die bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Herzrhythmusstörungen sind Probleme mit der Geschwindigkeit oder dem Rhythmus des Herzschlags. Ein Herzschrittmacher hilft, das Herz in einem regelmäßigen Rhythmus schlagen zu lassen, während ein Defibrillator das Herz bei gefährlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern beendet und das Herz wieder in den richtigen Takt bringt. Die Defibrillatortherapie ist seit 1996 ein Schwerpunkt der Medizinischen Klinik II im Marien Hospital Herne, so war unsere Klinik eine der ersten Kliniken in Deutschland die einen internen Defibrillator eingesetzt hat. Zahlreiche Neuentwicklungen in der Defibrillatortechnologie wurden hier maßgeblich beeinflusst.
Zahlreiche Schädigungen und Störungen des Herzmuskels oder schlich das Alter können dazu führen, dass die elektrischen Leitungen im Herzen erkranken und sich der Herzschlag so verlangsamt, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Dies kann unbehandelt zum plötzlichen Herztod führen. Hier hilft ein künstlicher Herzschrittmacher. Mit einem Defibrillator werden hingegen lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern behandelt. Beide Geräte werden unter dem Schlüsselbein oder teilweise auch unter dem Rippenbogen implantiert und erfordern spezielle Pflege und Überwachung.
Besteht der Verdacht auf eine Herzrhythmusstörung wie eine Bradykardie, so sind genaue Diagnosen unerlässlich. Hierfür stehen verschiedene technische Geräte zur Verfügung. Diese werden beispielsweise durch Verfahren wie das Elektrokardiogramm (EKG), das Langzeit-EKG und die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) durchgeführt.
Elektrokardiogramm (EKG)
Als Basisverfahren wird immer Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Ein EKG zeichnet elektrische Signale des Herzens auf und erkennt Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus, sowohl in Ruhe als auch unter Belastung (z.B. auf einem Fahrradergometer). Es misst die elektrische Aktivität des Herzens und gibt so Aufschluss über den Gesundheitszustand des Herzens. Elektroden werden auf die Haut geklebt und mit dem EKG-Gerät verbunden. Sowohl ein zu langsamer (Bardykardie) als auch ein zu schneller Herzschlag (Tachykardie) kann mit einem EKG bewiesen werden.
Langzeit-EKG
Das Langzeit-EKG erfasst die elektrischen Impulse des Herzens in der Regel über 24 bis 72 Stunden, gelegentlich bis zu 7 Tage. Sensoren auf der Brust sind mit einem kleinen, tragbaren Gerät verbunden, das am Gürtel oder um den Hals getragen wird. Die Aufzeichnung erfolgt unter Alltagsbedingungen und ermöglicht die Diagnose von wiederkehrenden Störungen. Patienten notieren ihre Aktivitäten und eventuelle Beschwerden. Diese Methode wird zur Abklärung von Herzrhythmusstörungen und unklaren Synkopen verwendet, die kurze Ohnmachtsanfälle darstellen.
Event-Recorder
Ein Event-Recorder ist ein Langzeit-EKG, welches nach einer örtlichen Betäubung unter die Haut eingesetzt wird und mehrere Jahre die elektrischen Impulse des Herzens kontinuierlich erfassen kann. Die Geräte sind kleiner als ein USB-Stick und kommen dann in Betracht, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Herzrhythmusstörung sehr hoch ist, gleichzeitig aber eine Dokumentation mittels EKG oder Langzeit-EKG mehrfach nicht gelang. Nach Einsetzen eines solchen Gerätes sind regelmäßige Nachkontrollen erforderlich, um die aufgezeichneten EKG-Episoden zu analysieren. Ist die Batterie nach einigen Jahren leer, so wird der Event-Recorder entfernt.
Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
Die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) verwendet spezielle Katheter, um Herzrhythmusstörungen genau zu analysieren und gegebenenfalls direkt zu behandeln. Dabei wird ein dünner Katheter über eine Vene bis zum Herzen geführt. Dort misst der Katheter die elektrischen Signale des Herzens und hilft, die Ursache der Rhythmusstörungen zu finden. Manchmal kann der Arzt während der Untersuchung auch kleine elektrische Impulse setzen, um die Störungen genauer zu lokalisieren. Der Eingriff erfolgt meist unter örtlicher Betäubung und dauert etwa 1-2 Stunden.
Nachgewiesene Herzrhythmusstörungen können die Implantation eines Herzschrittmachers oder Defibrillators erforderlich machen. Einige Störungen sind harmlos, andere können lebensbedrohlich sein, weshalb eine genaue Diagnose und abgestimmte Therapie wichtig sind.
Die OP beider Geräte erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung. Ein kleiner Hautschnitt wird gemacht, und unter Röntgenkontrolle werden die Elektroden bzw. Sonden zum Herz vorgeschoben. Alle Geräte bestehen aus einem Aggregat inklusive Batterie und mindestens einer Sonde, die durch eine Vene im Herzen platziert werden. Anschließend wird das Gerät eingesetzt und getestet. Die Geräte sind in aller Regel etwas größer als eine 2-Euro-Münze. ICDs und CRT-Geräte sind etwas dicker und größer. Der Hautschnitt wird vernäht, und die Operation dauert etwa eine Stunde. Bereits nach der OP kann der Patient wieder aufstehen.
In den ersten sieben Tagen nach der Operation sollte der Arm der betroffenen Brustseite geschont werden. Duschen ist mit wasserdichtem Pflaster möglich, Schwimmen sollte in den ersten Wochen vermieden werden. Nach dem Eingriff kontrollieren die Ärzte die Funktion des Herzschrittmachers und die Wunde. Eine regelmäßige ambulante Nachuntersuchung ist erforderlich. Eine Herzschrittmacher Operation ist auch bei älteren Patienten möglich, sofern die körperliche Belastbarkeit gegeben ist.
Besonderheiten bilden die Implantationen eines S-ICD sowie des Leadless-Pacing:
Ein S-ICD wird ebenfalls unter die Haut eingesetzt, jedoch außerhalb des Brustkorbs. Er hat keine Drähte, die ins Herz führen. Stattdessen platziert man eine Elektrode unter der Haut neben dem Brustbein, die das Herz von außen überwacht und bei Bedarf einen Schock abgibt, um den Herzrhythmus zu korrigieren. Aufgrund der fehlenden Kabel im Herzen ist eine Herzschrittmacherfunktion hier nicht möglich.
Ein kabelloser Herzschrittmacher (Leadless-Pacing) wird durch einen kleinen Schnitt in die Leiste eingeführt und über ein Blutgefäß ins Herz gebracht. Dort wird er verankert und beginnt, das Herz zu stimulieren. Diese Methode vermeidet die Komplikationen, die bei herkömmlichen Schrittmachern mit Kabeln auftreten können, da hier keine Elektroden verwendet werden.
Für die Nachsorge der Schrittmacher- und Defibrillatortherapie steht eine Spezialambulanz (Arrhythmieambulanz) zur Verfügung. Neben der Überwachung und Kontrolle der Geräte werden hier alle Fragen des Schrittmacher- und Defibrillatorpatienten geklärt und erläutert. In den letzten 50 Jahren wurden viele neue Schrittmachersysteme vorgestellt, die eine Behandlung von Herzrhythmusstörungen und einer Herzinsuffizienz immer weiter optimiert haben. Die Betreuung des Schrittmacherpatienten durch einen Kardiologen ist wichtig, um eine reibungslosen Behandlung zu gewährleisten.
In der Arrhythmieambulanz der Medizinischen Klinik II werden nicht nur Patienten betreut, die einen Schrittmacher oder Defibrillator bekommen haben, sondern auch Patienten bei denen Rhythmusstörungen vorliegt und eine Implantation diskutiert wird.
Sprechstunden, Kontakt und Anfahrt
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